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Ellen Fricke: Deixis in multimodaler Interaktion

 

Hauptseminar, WS 2011/2012, Dienstag 16 bis 18 Uhr, Ort: KGIII/3210



„Der Papierkorb steht dort!“ – Es gibt situative Kontexte, in denen diese Äußerung nur dann vollständig interpretiert werden kann, wenn sie von einer Zeigegeste oder anderen Körperbewegungen mit hinweisender Funktion begleitet wird. Das Vorliegen einer begleitenden Zeigegeste ist in diesem Fall eine Bedingung dafür, das Deiktikon dort gebrauchen zu können. Es handelt sich um ein Beispiel für eine multimodale Äußerung, bei der nicht nur die auditive, sondern auch die visuelle Sinnesmodalität beteiligt ist. Ganz analog zu kontextabhängigen Zeigegesten sind nach Karl Bühler lautsprachliche Deiktika wie ich, hier und jetzt Ausdrücke, die nur unter Rückgriff auf die Situation, in der sie geäußert werden, interpretiert werden können. Sie sind zudem in besonderer Weise geeignet, die Aufmerksamkeit des Adressaten zu steuern.
Jeder kennt das Problem, einem Ortsunkundigen verbal und gestisch einen bestimmten Weg zu beschreiben: „Und du gehst von hier geradeaus bis zur Kreuzung und biegst da hinten, also zwischen den Hochhäusern, so schräg links in die Straße ein ...“. Damit eine derartige Wegbeschreibung gelingt und der Ortsunkundige das von ihm intendierte Ziel auch findet, müssen die Kommunikationspartner zum einen über einen gemeinsamen Kode verfügen, zum anderen müssen sie ähnliche Vorstellungen über den beschriebenen Raum aufbauen und in ähnlicher Weise darin orientiert sein. Um die Frage zu beantworten, wie sprachliches und gestisches Zeigen (Deixis) in der Interaktion funktioniert, lesen wir sowohl klassische Texte zur Deixis als auch Veröffentlichungen aus der aktuellen Forschung und führen in Arbeitsgruppen eigenständige Datenerhebungen und Analysen durch.

Literatur:
Bühler, Karl (1934/1982): Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Stuttgart, New York: Fischer.
Fricke, Ellen (2007): Origo, Geste und Raum: Lokaldeixis im Deutschen. Berlin, New York: de Gruyter.
Hanks, William F. (1990): Referential Practice. Language and Lived Space among the Maya. Chicago, London: The University of Chicago Press.
Kita, Sotaro (Hrsg.) (2003): Pointing: Where Language, Culture, and Cognition meet. Mahwah u.a: Erlbaum.

Voraussetzung: Es wird eine regelmäßige und aktive Teilnahme sowie die Bereitschaft zur Moderation thematischer Schwerpunkte und zu eigenständigen Analysen in kleinen Projektgruppen erwartet.

Leistungsnachweis: Mündliche Prüfungsleistung (6 ECTS): Referat/Projektpräsentation; schriftliche  Prüfungsleistung (8 ECTS): Referat/Projetpräsentation sowie Hausarbeit (ca. 20 Seiten). Abgabetermin: 2. April 2012.

Zum internen Bereich des Seminars. Zugang nur mit Kennwort.

Zur entsprechenden Seite der Germanistischen Linguistik, Universität Freiburg.

Seminarplan